Die Brauerei
Alle die schon immer davon träumten einmal ihre Hopfenkaltschale selber zu
brauen, können nun, zumindest spielerisch, ihren Traum wahr machen. Beim
neuesten Streich des Fanfor-Verlages übernimmt jeder Spieler die Geschicke
einer Gerstensaftfabrik und versucht sich im überregionalen Markt zu
etablieren.
Dabei legt der Autor Valentin Herman viel Wert auf die Spieltiefe und so
ist "die Brauerei" ein auf den ersten Blick sehr komplex wirkendes Produkt.
Das sehr bunte Spielfeld ist in zwei große Gebiete zu teilen: Die Märkte,
die in Kioske, Kneipen, Supermärkte, Großmärkte und den Überregionalen
Markt zerfallen und den Kundengeschmack, der sich in vier Kategorien
spaltet.
Jeder Bierbrauer versucht mit dem Bier, daß er als nächstes brauen will, den
Publikumsgeschmack möglichst genau, d.h. in allen vier Kategorien, zu
treffen. Dazu kann man mit Prädikatskarten, die man jede Runde nachkaufen
darf, den Kundengeschmack beeinflußen. Da aber alle diese Möglichkeit
besitzen, ist hier bluffen und gutes Einschätzungsvermögen, genauso wie
Glück, gefragt. Steht nun der aktuelle Massengeschmack fest, ziehen die
Außendienstmitarbeiter los, um Abnehmer im gewünschten Marktsegment zu
keilen. Prinzipiell kann man in jeder der o.g. fünf Regionen Käufer für
sein Bier suchen. Dabei ist es leichter bisher neutrale Objekte zu
übernehmen, als schon von Mitspielern besetzte. Die Übernahme geschieht
dabei mit Hilfe des Würfels, wobei als Modifikatoren sowohl die Anzahl der
Klinkenputzer vor Ort, als auch die Nähe am Kundengeschmack und die
Popularität zählen. Je weniger ein Objekt in einem bestimmten Markt
einbringt, desto niedriger ist der Grundwert, den es zu überwürfeln gilt.
Nachdem die neuen Lieferverhältnisse geklärt sind, kann man seinen Betrieb
den eventuell geänderten Bedingungen anpassen und erweitern. Denn außer
einem Abnehmervertrag braucht man noch LKW um die Ware zu transportieren
und der eigene Ausstoß an Flüssigbrot sollte auch der Nachfrage
entsprechen. Erweitern kostet natürlich Geld, und bevor es Einnahmen gibt,
steht noch das anwerben von neuen Vertretern an. Auf dem freien Markt
bewerben sich anfänglich zwei Außendienstler um einen Job. Sie werden
ersteigert. Danach können die Spieler versuchen dem erst- oder
zweitplazierten Spieler einen Mitarbeiter abzuwerben. Das geschieht
wiederum mit Würfeln. Vor dem Anwerben muß noch die Spielerreihenfolge
festgelegt werden. Mit einigen Feinheiten geht es im Prinzip darum, wer dem
Ziel des Spieles am nächsten ist, oder bei Gleichstand die meisten
Einnahmen zu erwarten hat. Um den Spielausgang möglichst spannend zu
erhalten hat der Autor den Vorneliegenden allerhand Steine in den Weg
gelegt. Z.B. müssen sie bei der Feststellung des Kundengeschmacks ihre
Karten zuerst spielen und können nicht auf die anderen reagieren.
Am Anfang einer neuen Runde schlägt dann die Stunde der
betriebswirtschaftlichen Wahrheit. Ausgaben und Einnahmen werden verrechnet
und ergeben hoffentlich einen Profit mit dem dann weitergearbeitet wird,
bis ein Spieler drei Verkaufsstellen im überregionalen Markt erobern
konnte.
Leider kann ich in diesem Artikel nur grob den Spielablauf darstellen. Die
sieben Seiten lange Regel ist dafür sehr gut ausgearbeitet und durch die
sehr große Schrift hat man sie schnell durchgelesen. Trotzdem wird alles
klar und vollständig behandelt.
Das Spiel selber ist mit einer Spieldauer von 2-4 Stunden angegeben, die
bei unseren Runden aber immer weit überschritten wurde, obwohl wir den
Eindruck hatten zügig zu spielen. Dem kann man abhelfen, indem man die
Anzahl der zum Sieg benötigten Verkaufstellen im überregionalen Markt
vermindert. Die Komplexität erscheint nach dem ersten Probespiel gar nicht mehr
so hoch, aber durch die gute Kombination der Zugmechanismen entsteht ein
anspruchsvolles Wirtschaftspiel, dessen Glückselemente den Markt in der
Realität gut abbilden. Aufgrund der Spiellänge, die echte Freaks
nicht abschrecken dürfte, tendiere ich bei meiner Note aber eher zur drei.
Die Brauerei
Fanfor-Verlag
Valentin Herman
4-6
ca. 60 DM
Note 2
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