Downtown
Als Mitglied im Hippodice Spieleclub bin ich in den letzten Jahren auch
immer dabei, wenn für den Autorenwettbewerb Prototypen getestet werden
müssen. Ab und zu passiert es dann, daß ich mich für ein bestimmtes Spiel
besonders erwärme. Dem Autor drücke ich dann die Daumen, daß sein Spiel
einen der vorderen Plätze im Wettbewerb erreicht und daß es einen
Verlag findet, der es publiziert.
Doch bein letzten Mal kam es noch dicker. Nachdem ich Boomtown gespielt
hatte, dachte ich: Das Spiel muß unbedingt veröffentlicht werden und es
gehört mindestens auf die Nominierungsliste. Zumindest den ersten Teil hat
Abacus Spiele schon erfüllt.
Downtown, so der neue Name, ist ein Spiel, das hauptsächlich von
Interaktion lebt, ohne je hektisch oder zufällig zu sein. Jeder Spieler
betätigt sich gleichzeitig als Stadtplaner und Immobilienkäufer und
versucht, das meiste Geld herauszuschlagen.
Dazu gilt es einerseits die 24 nummerierten Felder auf dem Spielplan mit
einer Nutzung zu versehen (Wohnen, Handel oder Industrie). Andererseits,
besteht jedes Feld aus vierGrundstücken, die man kaufen kann und die bei
einer bestimmten konstellation Geld abwerfen.
Doch der Reihe nach: Die Mitspielr erhalten jeder drei Karten, die die
verschiedenen Nutzungstypen repräsentieren, eine Lobbykarte, mit der sie
ihr Stimmgewicht einmal verdoppeln können und eine Drehscheibe, auf der sie
einstellen, auf welchem Feld sie Grundstücke kaufen wollen. Zusätzlich gibt
es natürlich eine kleine Finanzspritze, als Startkapital.
Der Spielplan ist zweigeteilt, die Felder 1-12 links, 13-24 rechts. Wichtig
ist noch, daß es quadratische und rechteckige Felder gibt. Passend dazu
enthält das Spiel Rahmen, die die Felder abdecken und die Nutzungsart
anzeigen. Schließlich braucht man noch 24 Karten, die bestimmen, welches
Feld als nächstes einer Nutzung zugeführt wird. Sie werden in zwei Stapeln
(1-12,13-24) aufgeteilt. Je drei Karten aus diesen Talons bestimmen die
Startaufstellung mit drei Parks (nur zu diesem Zeitpunkt verfügbar) und je
einem Feld Wohnen, Handel und Industrie.
Der Startspieler erhält den Bürgermeisterposten, wählt die Seite des
Spielplans und zieht ein Kärtchen vom entsprechenden Stapel. Ist die
aufgedeckte Zahl ungerade, deckt er ein weiteres auf. Danach ist auf jeden
Fall Schluß. Nun wird über die Nutzung des ersten (und ggf. einzigen)
Feldes verdeckt abgestimmt. Nach Aufdecken der Stimmen entscheidet die
einfache Mehrheit, bei Stimmengleichheit der Bürgermeister. Ein
entsprechender Rahmen wird gesucht und auf das Feld gelegt. Zum Schluß des
Spieles kann es vorkommen, daß ein bestimmter Rahmentyp nicht mehr
vorhanden ist. Das ist gewollt und kann strategisch genutzt werden. Für ein
eventuelles zweites Kärtchen wird diese Prozedur wiederholt.
Danach kommt es zum Grundstückskauf. Je nach Spieleranzahl darf jeder
maximal drei Immobilien eines Feldes kaufen. Mit Hilfe der Drehscheibe und
einer der drei Karten werden beide Komponenten geheim eingestellt.
Gleichzeitig wird aufgedeckt und reihum jeweils ein Grundstück tatsächlich
gekauft, bis jeder Kaufwunsch befriedigt oder alle gewählten Parzellen
verkauft sind. Beim Erwerb der Grundstücke sind verschiedene Feinheiten zu
beachten: Erstens, wo die Nutzung feststeht, sind parzellen teurer und
zweitens werden sie teurer, je mehr ich auf einen Schlag kaufe. Drittens
wird durch den Einzelverkauf meistens verhindert, daß ein Spieler in einem
besonders begehrten Feld in einer Runde mehr als ein Grundstück bekommt.
Man teilt also geschwisterlich oder zähneknirschend.
Als nächstes, und hier wird es interessant, weil ja auch irgendwie wieder
Geld hereinkommen muß, folgt die Auszahlung. Jedes Grundstück in einem Feld,
dessen Nutzung feststeht und in dem alle vier Grundstücke verkauft sind,
wird genau einmal pro Spiel gewertet.
Dabei gibt es einen Grundwert und eventuell noch einen Bonus. Erstmal wird
überprüft, ob die Nutzung sinnvoll ist. Das gilt zum Beispiel für ein Feld
Industrie, wenn mindestens ein Feld Handel orthogonal angrenzt. Ein Wohnfeld
dagegen ist nur sinnvoll, wenn keine Industrie angrenzt. Sinnvolle Nutzung
verdoppelt den Wert eines Grundstückes, der der Anzahl der orthogonal
angrenzenden Felder mit schon festgelegter Nutzung entspricht. Einen Bonus
gibt es auch wieder getrennt nach sinnvoll / nicht sinnvoll, wenn mensch
alleine oder zu zweit alle Grundstücke eines Feldes besitzt.
Zum Schluß wandert der Bürgermeisterposten eine Position nach links und
bestimmt den nächsten Startspieler.
Was ist jetzt so tolles
an dem Spiel?
- Obwohl es einige Glücksmomente im Spiel gibt
(Anfangsaufstellung und Kartenziehen) fühlt man sich immer als Meister
seines Geschicks.
- Es gibt keine längeren Pausen für irgendeinen Spieler.
Fast alles erfolgt gleichzeitig.
- Man selbst hat immer die Auswahl
zwischen mehreren gleichguten Möglichkeiten.
- Es springt auf
Gelegenheitsspieler an.
- Die Spielzeit ist genau richtig. Also ein
rundrum empfehlendswertes Spiel
Downtown
Autor Bernhard Weber
Abacus Spiele
ca. 50 DM
Note 1
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