Bedeutung
von intakten Naherholungsbereichen
Eine ökologisch intakte Umwelt spielt in unserer Gesellschaft eine besondere Rolle. Sie ermöglicht Anregung und Entspannung, Bewegung und Ruhe, führt zu Tatkraft und Gelassenheit und weckt den Sinn für Ästhetik und Schönheit. Sie bedeutet Ausgleich und Erholung vom Arbeitsleben und ist damit unabdingbar für Menschen in einer hochtechnisierten Gesellschaft. Ökologisch intakte und differenzierte Naherholungsgebiete sind somit nicht nur relevant für die Natur, sondern auch für die Ökonomie. "Niemand kann sich die Verödung ausdenken, der unser Dasein anheim fallen müßte, sollte unsere Welt nur noch aus dem von uns selbst Gemachten bestehen. Wir brauchen die natürliche Umwelt als Anregungsquelle, die in größter Fülle all das bewahrt, was wir nicht gemacht haben, was wir nie werden machen können." (Portmann) Vor diesem Hintergrund erklärt sich die Bedeutung der Renaturierung städtischer Gewässer von selbst. Ausgangssituation "Das Quellgebiet des Deininghauser Baches befindet sich am Nordrand des Stadtteiles Schwerin in einem bewaldeten Siepental. Die Ortslage Schwerin ist als Wohn-/Siedlungsgebiet zu definieren. Der Oberlauf ist weitgehend durch ein landwirtschaftliches Umfeld geprägt. Der Bach durchfließt, vorwiegend ackerbaulich genutzte Flächen, an die sich im Westen das Waldrandgebiet des Rieperberges anschließt. Das Gewässer tangiert die Ortsrandlage Deininghausen im Nordosten. Nördlich der Ortslage setzt sich das landschaftliche Umfeld bis zur Bundesbahnstrecke Köln-Minden fort. Der gesamte Landschaftsraum hat Naherholungsfunktion. Geprägt wird er durch die großflächigen Waldkomplexe des Grutholzes sowie den Beerenbruch mit dem Beerenbruchteich als größtes Stillgewässer im Einzugsgebiet. Die Talung des Deininghauser Baches selbst wird ackerbaulich genutzt. Den nördlich anschließenden Gewässerabschnitt prägt ein gewerblich industrielles Umfeld. Dieses Gesamtgebiet der ehemaligen Zeche Victor wird in naher Zukunft umstrukturiert. In diesem Bereich sollen moderne Gewerbe- und Industriebetriebe angesiedelt werde."( Emschergenossenschaft Geschäftsbereich Wasserabfluß: Deininghauser Bach in Castrop-Rauxel Vorplanung zur Umgestaltung, aufgestellt: Essen, Oktober 1990) Anschließend durchfließt der Bach die Ortsteile Habinghorst und Rauxel. Er ist zum Teil verrohrt. Schwierig stellt sich eine ökologische Umgestaltung in diesen Siedlungsgebieten dar, sie wird zum Teil unmöglich sein. "Kurz vor seiner Einmündung in den Landwehrbach verläuft er in extremer Tieflage durch ein zweites Naherholungsgebiet das vom Waldgebiet des Castroper Holzes und vom der Schloßanlage Bladenhorst geprägt ist." (Emschergenossenschaft Geschäftsbereich Wasserabfluß: Deininghauser Bach in Castrop-Rauxel Vorplanung zur Umgestaltung, aufgestellt: Essen, Oktober 1990) Zielsetzungen der Emschergenossenschaft: "Für den Ober- und Mittellauf des Deininghauser Baches wird die Entwicklung eines naturraumtypischen Baches unter Einbeziehung der angrenzenden Flächen , die im Funktionszusammenhang stehen, angestrebt. Im Siedlungsbereich soll die städtebauliche Einbindung und Erholung im Vordergrund stehen. Die Wasserqualität ist der wichtigste Faktor für die Entwicklung von typischen Lebensgemeinschaften in Bächen. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen will die Emschergenossenschaft als Mindestanforderung die Gewässergüteklasse II bis III erreichen. Deininghauser Bach im Unterricht Wir, der Ökologiekurs der Klassen 10 der Fridtjof-Nansen-Realschule, haben uns mit dem Deininghauser Bach beschäftigt. Fragestellungen im April 1998 waren: . Worin unterscheiden sich naturnahe
und naturferne Bäche?
. Welche Pflanzen und Tiere kommen in den schon renaturierten Bereichen des Baches vor (zwei Untersuchungstellen: Quelltopf des Deininghauser Baches und Ecke Dorlohstraße)? . Welche Pflanzen und Tiere sind in seinem Uferbereich zu finden? . Untersuchung des Bachwassers beschränkt sich auf Temperatur, Strömungsgeschwindigkeit, pH-Wert und Geruch, da wegen der Rahmenbedingungen (Geldmangel) in der Schule keine chemische Untersuchung möglich ist. naturnaher Bach naturferner, technisch ausgebauter Bach Quelle: Landschaftsverband Westfalen-Lippe; Autoren: J. Michael Fey und Rainer Rudolph: Lebensraum Stadtbach . Gewässergrund: Naturnahe Bäche sind meist breit und flach. In das Lückensystem zwischen Bachsohle und Untergrund ziehen sich viele Tiere, besonders Insektenlarven, in den Wintermonaten und bei Hochwasser zurück. Bakterien und Einzeller, die sich in diesem Lückensystem befinden, bauen organische Verunreinigungen ab und tragen damit in erheblichem Maße zur Selbstreinigung des Gewässers bei. In den ausgebauten Bächen haben die Lebewesen diese Möglichkeit nicht und können daher solche Gewässer nicht dauerhaft besiedeln. . Aue/Untergrund: Unverbaute Bäche sind eng mit den angrenzenden Landbereichen verzahnt. Wasser dringt in die Uferbereiche ein und sorgt für einen gleichbleibenden Grundwasserspiegel. Der betonierte Bach hat keine Verbindung zum Untergrund und somit unterbleibt die Selbstreinigung des Gewässers ebenso wie die Auffüllung des Grundwassers. Dessen Spiegel sinkt stetig und den Pflanzen im Uferbereich steht nicht mehr ausreichend Wasser zur Verfügung. . Ufer/Übergang vom Wasser zum Land: Natürliche Bäche haben flache Ufer mit ausreichendem Bewuchs. Das dichte Wurzelgeflecht von Kräutern, Gräsern und Bäumen wie Weiden und Erlen sichert das Ufer vor Erosion und bietet den Tieren Schutz und Lebensraum. Eine Reihe von Bachtieren, z. B der Bachflohkrebs ernähren sich im Winter fast ausschließlich von ins Wasser gefallenen Erlenblättern. Zusätzlich schützt schon ein etwa 20 Meter breiter Gehölzstreifen effektiv vor Stickstoff- und Phosphateintrag und damit vor Überdüngung der Gewässer. An den steilen Ufern des kanalisierten Baches kann sich keine Pflanze halten. Die Artenbesetzung ist auf zehn Prozent geschrumpft. Ranken von gewässeruntypischen Pflanzen wie Brombeeren können höchstens angeschwemmten Stein- und Eintagsfliegen Ausstiegshilfen bieten. Misch- oder Trennkanalisation ? Die Emschergenossenschaft will auf Dauer eine getrennte Abführung von Regen- und Abwasser erreichen. Diese Kanalisation benötigt aber viel Geld und viel Zeit, denn man müßte von jedem Haus aus neue Rohre verlegen, um das Abwasser von dem übrigen Wasser zu trenne. Übergangslösungen sind die Regenrückhaltebecken, in die bei starken Regenfällen Niederschlags- und Abwasser zusammen eingeleitet wird. Laufen diese Becken über, werden die Bäche überschwemmt und somit viele Klein- und Bachtiere weggespült. Abwassertypische Verunreinigungen gelangen in das Gewässer. Dies mindert den ökologischen Wert des Baches. Der Deininghauser Bach könnte schon jetzt von belastetem Zufluß entlastet werden, wenn das Regenwasser von Dächern und asphaltierten Flächen nicht in die Kanalisation geleitet würde. Gut wäre es, wenn die Kommune Castrop-Rauxel und die Emschergenossenschaft die Regenwassernutzung und Entsiegelung im öffentlichen und privaten Bereich fördern würde. |