Photochemischer Abbau:
Oxidation mit OH-Radikalen in der Troposphäre mit einer HWZ
ca. 50 Tagen.
Weiterhin direkter photochemischer Abbau unter Abspaltung eines Chloratoms. Im Sommer HWZ von 1-2 Tagen, im Winter rein rechnerische Werte von mehr als 100.000 Tagen.
Folg. Tabelle zeigt die Ergebnisse einer Untersuchung europäischer Mausmüllverbrennungsanlagen aus dem Zeitraum von 1980-1982 [84] :
__________________________________________In modernen Anlagen sind die Emissionen von PCDD/F deutlich niedriger, was aber angesichts der Ultra-Toxicität und extremen Persistenz der Dioxine kein Grund sein dürfte, diese Werte als umweltverträglich zu bezeichnen. Für den Abbau im Boden ohne UV-Licht wurde eine HWZ von 150.000 - 200.000 Jahren bestimmt [9, III-3 Dioxine, S. 2] . Die Tabelle zeigt eine Gegenüberstellung der Dioxin-Emissionen und -Rückstände der MVA-FLötzersteig (Wien) vor und nach der Installation einer Rauchgasreinigung [85] , [86] :
PCCD/F mg/t Muell mcg/qm
__________________________________________
TeCDD 0,0660 0,0093
PeCDD 0,5280 0,0754
HxCDD 0,9042 0,1292
HpCDD 0,9042 0,1292
OcCDD 0,2046 0,0292
TeCDF 0,3036 0,0433
PeCDF 0,6836 0,0977
HxCDF 1,0560 0,1508
HpCDF 0,7458 0,1066
OcCDF 0,0924 0,0132
__________________________________________
_______________________________________________________________
1983 1986
Spezies Reingas Flugasche Reingas Flugasche
(ng/qm) (ng/kg) (ng/qm) (ng/kg)
_______________________________________________________________
TeCDD 31,5 38,6 0,9 2,5
PeCDD 41,5 98,6 0,6 6,2
HxCDD 93,5 281,0 1,0 13,7
HpCDD 126,0 508,0 0,8 13,7
OcCDD 274,5 1234,6 0,7 15,8
_______________________________________________________________
Summe 567,0 2169,8 4,0 69,7
_______________________________________________________________
TeCDF 65,5 27,0 14,4 8,5
PeCDF 86,5 64,7 7,6 10,0
HxCDF 112,5 147,3 3,6 6,8
HpCDF 57,5 182,2 1,7 6,0
OcCDF 40,0 152,3 0,3 2,1
_______________________________________________________________
Summe 362,5 573,5 27,6 33,4
_______________________________________________________________
Als Beispiel zur Berechnung des Gesamt-Dioxin/Furan-Gehaltes anhand des ITEF-Konzeptes diene hier Tab. 12:
Tab. 12: Internationale Toxizitätsäquivalente (ITEF) am Beispiel einer Frauenmilch [80] :
_______________________________________________________________Nachweisgrenze:
Verbindung Median ITEF Median x ITEF
[ng/kg] [ng/kg ITEF]
_______________________________________________________________
2,3,7,8-TCDD 3,4 1 3,4
2,3,4,7,8-PeCDF 20 0,5 10
1,2,3,7,8-PeCDD 14 0,5 7
2,3,7,8-TCDF 2,3 0,1 0,23
1,2,3,4,7,8-HxCDF 7,8 0,1 0,78
1,2,3,6,7,8-HxCDF 8,0 0,1 0,8
2,3,4,6,7,8-HxCDF 2,8 0,1 0,28
1,2,3,4,7,8-HxCDD 11 0,1 1,1
1,2,3,6,7,8-HxCDD 52 0,1 5,2
1,2,3,7,8,9-HxCDD 10 0,1 1,0
1,2,3,7,8-PeCDF 0,9 0,05 0,045
1,2,3,4,6,7,8-HpCDF 8,4 0,01 0,084
1,2,3,4,6,7,8-HpCDD 54 0,01 0,54
OCDF 0,5 0,001 0,0005
OCDD 302 0,001 0,302
_______________________________________________________________
Gesamt-Dioxin/Furane 31
_______________________________________________________________
Als Hypothese dient ein Modell, daß von der Bindung des 2,3,7,8-p-TCDD an den sog. Ah-Rezeptor (AhR "Aromatic-hydrocarbon-Rezeptor") , der ein Rezeptor eines bestimmten Proteins (des sog. "h eat- s hock-protein hsp90") im Zellinneren (Cytosol) ist, ausgeht:
Abb. 9: Modell zum möglichen Wirkungsmechanismus von TCDD - die Bindung an den AhR-Rezeptor:
Erläuterungen zur Abb. 9:
Nach der Bindung des Dioxin-Molekels an das hsp90 dissoziiert der
AhR ab, so daß ein Induktor-Rezeptor-Komplex aus dem Dioxin und
dem abgespaltenen AhR des hsp90 entsteht.
Dieser Komplex wird aktiviert, in den Zellkern eingeschleust und
bindet anschließend an bestimmte Stellen der nukleären DNA.
Diese Haft-Stellen werden "Dioxin Responsive Elements" ("DRE"),
"Xenobiotic Responsive Enhancer" ("XRE") oder "Aromatic Hydrocarbon
Responsive Elements" ( "AhRE") genannt.
Die Bindung des AhR-Dioxin-Komplexes an die DNA des Zellkerns
bewirkt die Expression
verschiedener Gene, die zur Transkription von m-RNA führt,
die in das Cytosol (Zellinnere) eingeschleust wird.
Der auf einer Aktivierung der Transkription beruhende Mechanismus
wird als Enzyminduktion
bezeichnet.
Die in das Cytosol eingebrachte m-RNA induziert die Synthese von Proteinen und verschiedener Cytochrom-P450 -abhängiger Monooxygenasen, die wiederum eine Vielzahl biochemischer Antworten nach sich zieht:
Die tödliche Dosis für Meerschweinchen liegt für 2,3,7,8-TCDD bei etwa 1 Mikrogramm (ca. 1 mcg). Für 2,3,7,8-TCDF, also dem entsprechenden Furan liegt der Wert ca. 10 mal höher (ca. 10 mcg). 1,2,3,7,8-PeCDD ist für Meerschweinchen ca. 3-fach, HxCDD 10-100fach und 1,2,3,4,6,7-HeCDD ca. 600fach schwächer wirksam als TCDD.
Tab. 13: Akute orale Toxicität von 2,3,7,8-TCDD bei Tieren [98]:
______________________________________________Eine der biologischen Wirkungen des TCDD ist eine übermäßige Stimulation der Schilddrüse. Da beim Hamster die Schilddrüsenfunktion sehr niedrig ist, kann er höhere Dosen des Giftes vertragen. Die Schilddrüse des Meerschweinchens hingegen ist viel intensiver aktiv, was seine hohe Empfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff erklärt.
Tierart LD(50)
[mcg/kg]
______________________________________________
Meerschweinchen 0,6 - 2,0
Ratte 25 - 60
Kueken 25 - 50
Rhesusaffe 70
Kaninchen 115
Maus 114 - 284
Beaglehund 200 - 300
Hamster 1157 - 5051
______________________________________________
Da die Reaktivität der menschlichen Schilddrüse der der Ratte ähnlich ist, könnte der Mensch möglicherweise auf eine akute TCDD-Vergiftung mit ähnlichen LD50-Werten reagieren.
Daten zur Toxicität von Dioxinen im menschlichen Organismus liegen
nur im begrenzten Umfang vor. Es existieren Untersuchungen an hochexponierten
Kindern in Seveso sowie eine Morbiditätsstudie des US-Air Force
Health Study.
Die Auswertung der Studien läßt den Schluß zu,
daß ein Zusammenhang zwischen TCDD-Körperlast und erhöhtem
Auftreten von Diabetes bzw. einer Veränderung des Fettstoffwechsels
existiert. Als weiteres Charakteristikum der akuten Dioxin-Vergiftung
gilt, daß der Tod erst nach einer Latenzperiode von einigen Wochen
auftritt. Tiere nehmen weniger Futter auf und nehmen rasch ab. Es kommt
zu einer Stoffwechselentgleisung mit Hypoinsulinämie (Verringerung
der Insulinsekretion), Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
und Hypoglykämie (Verringerung des Zuckergehaltes im Blut).
Ein zweijähriger Fütterungsversuch bei Ratten mit einer Höchstdosis von 0,1 mcg/kg KG pro Tag ergab:
Studie 1: Die Sterblichkeit durch Krebserkrankungen von 5172 Beschäftigten aus zwölf Chlorphenol-produzierenden Betrieben wurde rückblickend für den Zeitraum 1942-1984 untersucht. Der 2,3,7,8-p-TCDD-Gehalt im Serum einer Teilgruppe von 254 ArbeiterInnen betrug im Mittel 230 ng/kg Fett. Die Exposition lag 15-37 Jahre zurück:
Die Minimale Dosis einer immuntoxischen Wirkung beträgt täglich 50-100 ng 2,3,7,8-p-TCDD/kg KG über einen Zeitraum von 30 Tagen.
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Stoffeigenschaft 2,3,7,8-TCDD OCDD
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Dampfdruck [Pa]:
(bei 20 grad C) 9,6 x 10h(-8) 1,1 x 10h(-10)
(bei 50 grad C) 9,5 x 10h(-8) 1,3 x 10h(-8)
(bei 100 grad C) 4,6 x 10h(-3) 2,4 x 10h(-5)
Loeslichkeit in Wasser (20 grad C) [ng/L]: 200 0,4
Transferkonstante
Wasser-Luft K(V) [1/d] 2,8-9,3 x 10h(-3) 2,4-7,8 x 10h(-3)
t(1/2) fuer Transfer Wasser-Luft [d] 75-250 90-300
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Es gibt keine solide wissenschaftliche Grundlage für die Aufstellung von "Faktoren" zur Beurteilung einer möglichen chronischen Toxicität durch Einwirkung minimaler Dosen der Ultragifte vom Dioxintyp, insbesondere wenn solche Faktoren sich auf Daten zur akuten Toxictät oder auf Rezeptor-Bildungsstudien stützen. Derartige Faktoren können lediglich als grober Anhaltspunkt oder für adminitrative Zwecke dienen!
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Institution pg/kg KG/Tag
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EPA (USA) 0,006
Center of Desease Control (USA) 0,03-1,4
FDA (USA) 0,06
BGA (BRD) 1-10
Niederlaendische Behoerde 4
Kanadische Behoerde 10
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Berechnungen nach D.Neubert [100] ergeben bei einer früher angenommenen biologischen Halbwertszeit von 6 Jahren und einem Kumulationsfaktor von 3200 die sehr grobe Schätzung der täglichen Aufnahme [TCDD/kg KG] von
Die theoretisch berechnete Aufnahme durch die Nahrung über die Hauptaufnahmequelle von Dioxinen, den tierischen Fetten, ergibt bei einer Aufnahme von 100 g Fett:
Aufnahmepfad von Dioxinen über die Nahrung: 2 bis 20 pg TCDD-Äquivalente/kg KG pro Tag.
Die Aufnahme von Dioxinen über das Medium Luft, vor allem über Innenraumverunreinigungen liegt bei unbelasteteter Luft bei weniger als 1 pg/qm und bei belasteter Luft bei 2,5 pg/qm TCDD-ITEFs. Unter der Annahme eines Atemvolumens von 10 qm Luft pro Tag errechnet sich hieraus eine tägliche Aufnahme von:
Aufnahmepfad von Dioxinen über die Luft 0,4 pg TCDD-Äquivalente/kg KG pro Tag.
Dieser Wert ist verglichen mit dem Wert der Aufnahme aus der Nahrung relativ gering.
Analysen von tierischen Nahrungsmitteln nach [101] zeigt Tab. 16:
Tab. 16: Dioxine in tierischen Nahrungsmitteln
____________________________________________________Die bisher ausgehandelten Grenzwerte einiger Institutionen zeigt Tabelle 17:
Tierisches gemessene
Nahrungsmittel: Werte:
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reines Summe ITEFs
TCDD PCDD + PCDFs
[pg] [pg]
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100 g Fleisch/Wurst
(25 % Fett i.T.) 0,75 7,5
100 g Fisch
(30 % Fett i.T.) 141 1410
(20 % Fett i.T.) 94 940
1 Liter Trinkmilch
(3,5 % Fett) 60 350
100 g Kaese
(40 % Fett) 66 400
20 g Butter
(85 % Fett) 28 170
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Tab. 17: Grenzwerte für die tägliche Gesamtaufnahme an Dioxinen:
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Betroffene bisher zulaessig vorlaeufig duldbar anzustreben
Gruppe nach UBA nach Prof. Wassermann nach EPA
u.a. Dioxin-Forschern
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reines Summe ITEFs reines Summe ITEFs reines Summe ITEFs
TCDD PCDD + PCDFs TCDD PCDD + PCDFs TCDD PCDD + PCDFs
[pg] [pg] [pg] [pg] [pg] [pg]
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Kleinkind
(Gewicht: 10 kg) 10 100 1 10 0,1 1
Schulkind
(Gewicht: 20 kg) 20 200 2 20 0,2 2
Erwachsener
Mann
(Gewicht: 70 kg) 70 700 7 70 0,7 7
Erwachsene
Frau
(Gewicht: 60 kg) 60 600 6 60 0,6 6
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- Produktion und Verwendung chlororganischer Stoffe
- Altmetallgewinnung
- Abfallverbrennung
- Verwendung bleihaltigen Benzins
- Andere thermische Prozesse
- Ausbringung von Klärschlamm
- Chlorbleiche von Papier und Zellstoff
Weitere Verursacherbereiche sind wenig wahrscheinlich. Die Suche nach Innenraumquellen ist erheblich zu verstärken